Historie
Seinem kultischen Ursprung entsprechend war Tanz und besonders der Kreistanz eine Möglichkeit des Menschen, zu den ihm unzugänglichen und unverständlichen Welten und Kräften, dem Übernatürlichen, dem Numinosen und Göttlichen eine Verbindung herzustellen.
Mystiker verschiedenster Religionen beschrieben den Tanz als „Fenster in den Himmel“.
Der sich im Ritual oder in ritualisierten Tänzen bewegende Kreis war ein Sinn- und Abbild des Kosmos und seiner ewigen göttlichen Ordnung. Er war gleichzeitig ein Zeichen für das Mysterium der heiligen Mitte, nach der das ganze All ausgerichtet ist. Die im Kreis Tanzenden vollzogen die Ausrichtung zur und um die Mitte.
Im Tanz ordnete sich der Mensch in diese göttliche Ordnung ein. Seine persönliche Innenwelt fand über den Körper und seine ritualisierten Bewegungen Bezug zu den kosmischen Gesetzmäßigkeiten. Damit erlebte er seine persönliche Lebenssituation sinnvoll, weil im großen göttlichen Ganzen aufgehoben.
Persönliches
In meinem Verständnis des Tanzes greife ich auf diese uralte geistige Tradition zurück. Der Meditative Tanz bringt die archetypischen Wirkkräfte über die körperliche Erfahrung dem Bewusstsein nahe und vermittelt auf diesem Wege neue Lebensperspektiven.
Mein meditativer Ansatz wurde von Anfang an vom Geist des Zen ergänzt: Wiederholung führt zur Mitte. Damit etwas eine spirituelle Wirksamkeit finden kann, muss es einfach und wiederholbar sein, wird uns aus dem japanischen Kulturkreis überliefert.
Meine meditative Wegweisung erfuhr ich in der existential-psychologischen Bildungsstätte in Todtmoos-Rütte. Von dort aus nahm ich den Weg zu meinen verschiedenen Stationen auf.
Meine Lehrer im Tanzen waren Prof. Bernhard Wosien und seine Tochter Dr. Maria Gabriele Wosien. Von beiden lernte ich nicht nur meine ersten Tanzschritte, sondern auch das Verständnis der Urkräfte im Tanz.
Seit ich 1984 erstmals mit dem meditativen Tanzen in Berührung gekommen bin, wurde der Tanz für mich sowohl in den eigenen Erfahrungen als auch in der Vermittlung an Teilnehmende meiner Angebote Schritt für Schritt zu einem Weg der Bewusstwerdung, als BeWEGung zum Selbstsein.
Entwicklungsspuren
Während meiner langjährigen körperpsychotherapeutischen Erfahrung mit dem Einsatz des meditativen Tanzes in der Sonnenberg Klinik Stuttgart (Fachkrankenhaus für analytische Psychotherapie) hat sich mein Verständnis wie auch daraus folgernd mein Umgang mit dem meditativen Tanz zu einer körperpsychotherapeutisch wirksamen und effektiven Methode verändert und erweitert.
In Abgrenzung zum Meditativen Tanz kennzeichnete ich meine Methode lange Zeit als Therapeutischen Tanz, ohne damit sonderlich glücklich zu sein; denn der Weg zum therapeutischen Charakter blieb der meditative, fand jedoch in der Benennung keinen Ausdruck. Mir wurde es wichtiger, das meditative Element zu betonen.
Seit einigen Jahren hat sich die Bezeichnung Meditation im Tanz herauskristallisiert. Mit diesem Titel bin ich sehr zufrieden, weil er ausdrückt, worum es mir geht: um die Mediation im Tanz.
Um mich von anderen Angeboten abzugrenzen und meine Weiterentwicklung hervorzuheben, habe ich mir vom Bundespatentamt meinen Zusatz zur Mediation im Tanz - Methode Günter Hammerstein - patentieren lassen.
Die Begegnung mit den Menschen in der Sonnenberg Klinik Stuttgart hat mir drei ganz entscheidende und wesentliche Anregungen zugeführt.
Nachdem sich Tanzende mit dem Krankheitsbild der dissoziativen Störung nicht mit anderen Tanzenden im Kreis anfassen konnten, weil sie sich im Kontakt mit den anderen verloren, entwickelte ich zunehmend das Tanzen im unangefassten Kreis. Inzwischen gehört es sozusagen zu meinem „Markenzeichen“, dass in meinen Choreographien kaum noch der Kreis durchgefasst wird. Die frei gewordenen Hände wurden in den Bewegungsausdruck mit einbezogen. Die meditativen Tänze gewannen an Ausdrucks- wie an Erlebnisqualität.
Der Kreis als Symbol blieb erhalten. Er wuchs noch mehr in die Verantwortung der Tanzenden, die ihn mit ihrer Aufmerksamkeit und Achtsamkeit bewusst erhalten.
Als zweite Bereicherung erlebte ich die Erfahrung der ausgedehnten Wiederholungen: das Tanzerleben wurde intensiviert; der Weg der Meditation wurde vertieft; ein Zugang zum Unbewussten wurde gebahnt. (Siehe hierzu unter Publikationen: 02/16 Lebensbahnen - Heillung)
Zur Wiederholung gehört die Pause. Sie verbindet die Wiederholungen und schafft den Raum, in dem Körper- und Tanzerleben nachwirken können. Die Pause eröffnet die Möglichkeit, das äußerlich Bewegte innerlich nachzuspüren. Sich zu öffnen für das, was die Tanzenden zutiefst betrifft. Eine Entwicklung vom Bewegt-Werden zum Bewegt-Sein.
Seit über dreißig Jahren bewege ich mich meditativ tanzend und wurde von der Meditation im Tanz geführt. Ich habe Schritte gelernt, die mir halfen, meinen Lebensweg zu finden. In dem ich mich getraute, meinen Impulsen zu folgen, wurde Meditation im Tanz zu meinem mir ganz eigenen Ausdrucksmittel.
Zunehmend löste ich mich ab von den mir in meinen Weiterbildungen vermittelten Tänzen und kreierte eigene Choreographien, in denen ich meine Philosophie zum Ausdruck bringen konnte.
Den mich auf diesem Weg der inneren und äußeren Auseinandersetzung unterstützenden Menschen bin ich zutiefst dankbar. Sie schenkten mir ihr Vertrauen und regten mich an, meinen Weg weiter zu gehen und neue Kreationen einzubringen.
Ich freue mich auf weitere Begegnungen und Anregungen.
Labyrinth
Während meiner von 1994 bis 1996 angebotenen ersten Fortbildung Meditativer Tanz entstand aus der Beschäftigung mit dem klassischen Labyrinth die Idee, an meinem Arbeitsplatz ein solches zu installieren. Meine Vorstellung war, die Wirkkräfte des Labyrinthes für den psychotherapeutischen Prozess nutzbar zu machen.
Die Leitung der Sonnenberg Klinik erlaubte mir 1995 auf deren Gelände ein klassisches Labyrinth anzulegen.
Seitdem entwickelte und wuchs das Labyrinth zu einem nicht mehr wegzudenkenden therapeutischen Bestandteil der Sonnenberg Klinik. Auch Pflege und Unterhaltung des Labyrinthes gehörten zur therapeutischen Aufgabe der Patientinnen und Patienten.
Auf einigen Fotoleisten meiner Homepage ist „mein“ Labyrinth zu sehen.
Nach meinem altersbedingten Ausscheiden aus der Sonnenberg Klinik übernahmen einige Kolleginnen die Pflege des Labyrinthes. So wächst etwas von dem weiter, was ich in meiner Arbeit angeregt und gepflanzt habe.